Das Kloster Lorsch war im frühen 9. Jahrhundert eines der führenden Skriptorien Mitteleuropas. Anders als die reich illuminierten Handschriften der Zeit ist das Seligenstädter Evangeliar als eine reine Texthandschrift gestaltet, allerdings in erlesener kalligraphischer Qualität mit einigen schlichten Initialen. Das im 16. Jahrhundert durch einen aufwändigen Einband geschmückte Buch wurde durch die Jahrhunderte stets in Ehren gehalten. Diese Wertschätzung belegen zahlreiche Eintragungen vom frühen 11. bis ins 18. Jahrhundert. Zu ihnen gehört auch das Seligenstädter Zinsregister, die älteste Besitzaufzeichnung des Klosters Seligenstadt mit erster urkundlicher Erwähnung von über vierzig Städten und Gemeinden im engeren geografischen Umfeld. Vor 200 Jahren (1811) wurde die einstige Klosterbibliothek von Seligenstadt in die Großherzogliche Bibliothek nach Darmstadt transferiert.
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- Das Seligenstädter Evangeliar bietet ein eindrucksvolles Beispiel des 9. Jh. für die vollendete Anwendung der karolingischen Minuskel als Normschrift