Journal für Kunstgeschichte – Jahrgang 2014 Heft 1

Heft 1 von 2014

Vorwort der Herausgeber Perspektivwechsel Es ist heute ein kulturwissenschaftlicher Allgemeinplatz, dass historisches Geschehen erst durch seine Erforschung und systematische Ordnung zu dem wird, als was es später erscheint. Die Geschichte ist nicht von vornherein „da“, sondern wird von Historikern unter wechselnden methodischen Prämissen hergestellt. Aus der unermesslichen Fülle historischer Fakten und möglicher Meinungen eine Auswahl zu treffen und diese in einen sinnvoll erscheinenden Zusammenhang zu setzen, ist ein konstruktiver und damit immer subjektiver, kreativer Prozess. Objektivierbar wird er nur, indem das Ergebnis unvoreingenommener Kritik unterworfen wird und Menschen mit einem dem Autor vergleichbaren Bildungshintergrund als nachvollziehbar erscheint. Die überlieferten Monumente der Vergangenheit, textliche und bildliche Quellen, geben dabei nie vor, was gesagt werden darf. Doch legen sie fest, was nicht gesagt werden kann. Der Historiker Reinhart Koselleck hat in diesem Zusammenhang zutreffend vom „Vetorecht der Quellen“ gesprochen. Und selbstverständlich gibt es auch ein Vetorecht des (Kunst-)Historikers gegen falsche Quellen. Der [...]

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Reihe: 1. Auflage 2014, 17 x 24 cm, Broschur klebegebunden,

Erscheinungstermin: 03. März 2014
ISBN: 51411
Artikelnummer: 51411 Kategorie:

Vorwort der Herausgeber Perspektivwechsel Es ist heute ein kulturwissenschaftlicher Allgemeinplatz, dass historisches Geschehen erst durch seine Erforschung und systematische Ordnung zu dem wird, als was es später erscheint. Die Geschichte ist nicht von vornherein „da“, sondern wird von Historikern unter wechselnden methodischen Prämissen hergestellt. Aus der unermesslichen Fülle historischer Fakten und möglicher Meinungen eine Auswahl zu treffen und diese in einen sinnvoll erscheinenden Zusammenhang zu setzen, ist ein konstruktiver und damit immer subjektiver, kreativer Prozess. Objektivierbar wird er nur, indem das Ergebnis unvoreingenommener Kritik unterworfen wird und Menschen mit einem dem Autor vergleichbaren Bildungshintergrund als nachvollziehbar erscheint. Die überlieferten Monumente der Vergangenheit, textliche und bildliche Quellen, geben dabei nie vor, was gesagt werden darf. Doch legen sie fest, was nicht gesagt werden kann. Der Historiker Reinhart Koselleck hat in diesem Zusammenhang zutreffend vom „Vetorecht der Quellen“ gesprochen. Und selbstverständlich gibt es auch ein Vetorecht des (Kunst-)Historikers gegen falsche Quellen. Der Anspruch auf Wahrheit lässt sich nicht von den Ereignissen herleiten, sondern stets nur über die Analyse ihrer Auslegungen. Es gilt also einerseits, die Herkunft der eigenen Fragen zu bedenken und andererseits den Weg der eigenen Deutung methodologisch abzusichern und – so umfänglich wie irgend möglich – zu belegen. Die Kunst- und Bildwissenschaft hat derzeit Anlässe genug, die Notwendigkeit solcher Methodologischer Grundüberlegungen wieder ins Bewusstsein zu rücken. Dies gilt auch für eine spezielle Spielart der historischen Betrachtung: Für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte ist Zeitzeugenschaft keine notwendige Voraussetzung. Doch kommt den Äußerungen von Zeitzeugen ein Quellenwert zu, den es zur Gewinnung eines differenzierten Bildes zu dokumentieren gilt. Dabei ist und bleibt eine genaue Kenntnis von Zusammenhängen und Standpunkten unerlässlich, auch und gerade wo es um die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit geht. Die Freiheit von Kunst und Wissenschaft gehört in der Bundesrepublik zu den grundgesetzlich verbürgten Freiheitsrechten. Wie wenig selbstverständlich sie sind, kann der Blick auf die 1989 untergegangene DDR lehren, deren Geschichte und Bildwelten zurzeit wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Hier kann es in einem Land mit Presse- und Meinungsfreiheit nicht ausbleiben, dass auch langjährige SEDMitglieder, die über Jahrzehnte in leitender Funktion Teil dieses Unrechtsregimes waren, dessen Aufarbeitung kritisch begleiten. Und wer einst für sein Bemühen geehrt wurde, „neue Fragen der modernen Kunstwissenschaft marxistisch und parteilich zu lösen“ wird fraglos eine andere Perspektive haben, als ein von der Stasi verfolgter Künstler oder jemand der aus politischen Gründen nicht Kunstgeschichte studieren durfte. Für solche Menschen mag zur Herausforderung werden, was für andere eine gute Übung darin ist, den eigenen Standpunkt an fremden Perspektiven zu überprüfen. Dieses Experiment wird im vorliegenden Heft insbesondere mit Blick auf die „Bildwelten der DDR“ unternommen. Hinzukommen zahlreiche andere Besprechungen, etwa zu den transkulturell veränderten Blickwinkeln auf den Wandel der urbanen Landschaft Mexikos oder zum bemerkenswerten Versuch, die Ästhetik des Films im Kreis der Künste zu verankern. Mit dem zweiten Teil der Sammelrezension zu Publikationen über Caspar David Friedrich erscheint zudem eine der letzten von unseren Vorgängern als Herausgeber tätigen Kollegen vergebenen Besprechungen. Rezensionen stellen Publiziertes auf den Prüfstand, zugleich lassen sich diese selbst wieder als Einladung zum Perspektivwechsel verstehen und lesen. Die Beiträge dieses Heftes laden dazu auf sehr unterschiedliche Weise ein, wofür den Autoren nachdrücklich gedankt sei. Besonderer Dank gilt abschließend unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Regensburg und Stuttgart, die uns bei der redaktionellen Arbeit in bewährter Form assistiert haben, namentlich Gerald Dagit, Katharina Frank, Theresa Häusl, Andrea Richter und Daniel Rimsl.

Reihe: (ZJB-JOUR)
Sprache: Deutsch
Auflage: 1 2014
Medium: Heft
Einbandart: Broschur klebegebunden
Format: 17 x 24 cm
Gewicht: 315 g
Erscheinungsdatum: 03. März 2014
ISBN: 51411
Verlag: Schnell & Steiner
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