Christoph Wagner, Birgit Ulrike Münch (Hrsg.)

Journal für Kunstgeschichte – Jahrgang 2020 Heft 3

Heft 3 von 2020

Vorwort der Herausgeber Kunstgeschichte und soziale Verantwortung In den letzten Monaten haben wir alle viel häufiger als zuvor Fragen zu einem bewussteren Miteinander stellen und klären müssen. Im Rahmen des deutschen EU-Ratspräsidentschaftsvorsitzes widmet sich eine Konferenzreihe dem Thema „Museums and Social Responsibility“ – ausgerichtet als Online-Veranstaltung (17.–18. September 2020) vom deutschen Museumsbund und NEMO, dem Network of European Museum Organisations. In den Zeiten nach der Krise werden sich Museen wieder und vielfach sicher sogar verstärkt die Frage stellen, wie ihr Beitrag zu einem gerechteren sozialen Miteinander, zu Gesundheit und kulturellem wie ökologischen Bewusstsein aussehen kann. Als erstes großes Londoner Museum eröffnete in der ersten Juliwoche die National Gallery nach 111 Tagen ‚Zwangspause‘ wieder ihre Türen. Im ‚Einbahnstraßenmodus‘ kann man nun zwischen drei festgelegten Routen wählen. Dies bedeutet zweierlei: Weniger Flexibilität, dafür aber eine bislang nicht erlebte Intimität in leeren Sälen der ‚Highlights‘, die man wohl lange nicht mehr so menschenleer [...]

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Reihe: 1. Auflage 2020, 17 x 24 cm, Broschur klebegebunden,

Erscheinungstermin: 14. September 2020
ISBN: 50013
Artikelnummer: 50013 Kategorie:

Vorwort der Herausgeber Kunstgeschichte und soziale Verantwortung In den letzten Monaten haben wir alle viel häufiger als zuvor Fragen zu einem bewussteren Miteinander stellen und klären müssen. Im Rahmen des deutschen EU-Ratspräsidentschaftsvorsitzes widmet sich eine Konferenzreihe dem Thema „Museums and Social Responsibility“ – ausgerichtet als Online-Veranstaltung (17.–18. September 2020) vom deutschen Museumsbund und NEMO, dem Network of European Museum Organisations. In den Zeiten nach der Krise werden sich Museen wieder und vielfach sicher sogar verstärkt die Frage stellen, wie ihr Beitrag zu einem gerechteren sozialen Miteinander, zu Gesundheit und kulturellem wie ökologischen Bewusstsein aussehen kann. Als erstes großes Londoner Museum eröffnete in der ersten Juliwoche die National Gallery nach 111 Tagen ‚Zwangspause‘ wieder ihre Türen. Im ‚Einbahnstraßenmodus‘ kann man nun zwischen drei festgelegten Routen wählen. Dies bedeutet zweierlei: Weniger Flexibilität, dafür aber eine bislang nicht erlebte Intimität in leeren Sälen der ‚Highlights‘, die man wohl lange nicht mehr so menschenleer erleben kann. Diesen Auswirkungen der Krise stehen kritische Stimmen gegenüber, die mit dem Ausbruch von Covid-19 eine Verlangsamung oder eine temporär zum Erliegen gebrachte Aufarbeitung des Kolonialismus sehen. Brüsseler Museen haben sich zusammengeschlossen,um auf das Problem hinzuweisen: „Museen sind nicht neutral“ (#museumsarenotneutral #blacklivesmatter). Die Aufarbeitung von ‚heritage‘ und Provenienzen kostet viel Geld, und die derzeitige Situation, die durch den immensen Besucherrückgang der letzten Monate hervorgerufen wurde, zwingt viele Häuser dazu zu priorisieren – etwa, um erst einmal das ‚Kerngeschäft‘ aufrecht zu erhalten. Ob dann die gerade in Belgien anstehende Aufarbeitung der Kolonialgeschichte – in diesem Fall die Unabhängigkeitserklärung des Kongo 1960, die sich somit dieses Jahr zum 60ten Mal jährt – in diesem Jahr wie geplant vorangetrieben werden kann, ist beispielsweise ungewiss. Mit ökologischer Verantwortung und der Visualisierung von Klima und Klimawandel befasst sich im aktuellen Heft Peter Krieger in seiner Rezension zu Birgit Schneiders Klimabildern. Mit einer anderen Art von ‚Naturbildern‘ Sara Tröster Klemm, wenn es um Landschaftsmalerei und Naturphilosophie von Jan van Eyck bis Paul Klee des Buches von Barbara Eschenburg geht. Naturstudium im Blumenbild der Maria Sibylla Merian wurde anlässlich einer im Berliner Kupferstichkabinett und im Städel Museum Frankfurt gezeigten Ausstellung – es jährte sich das 300. Todesjahr der Malerin – präsentiert. Den von Michael Roth, Magdalena Bushart und Martin Sonnabend herausgegeben Katalog hat Janina Modemann rezensiert. Der Todestag der Heiligen Birgitta von Schweden ist der sich in Kürze jährende 23. Juli – und eine umfassende ikonpgrafisch-ikonologische Studie zu dieser Heiligen wurde von Fabian Wolf vorgelegt, die Christian Hecht für unseren Band rezensierte. Wie haben sich die politischen Verhältnisse auf Hagiografie und Heiligenkult Roms ausgewirkt? Nach diesem ‚ecosystem of sanctity‘ fragt Maya Maskarinecs in ihrer historischen Dissertation City of Saints. Rebuilding Rome the Early Middle Ages, für welche als Rezensent Ingo Herklotz gewonnen werden konnte. Jacob Jordaens and Spain von Matías Díaz Padrón, rezensiert von Justus Lange, widmet sich den unterschiedlichen Werken, die der Flame im Auftrag für Spanier – etwa Torre della Parada – ausführte, aber auch seine Wirkung auf die spanische Malerei, die man punktuell, aber dann etwa im Werk der ‚Heroen‘ Velasquez und Murillo nachweisen kann. Dem „vlaemsche Apelles“ der frühniederländischen Malerei, Jan van Eyck, und seiner frühneuzeitlichen Rezeption ist die Dissertation von Sandra Hindriks gewidmet, für deren Besprechung Anna Simon verantwortlich zeichnet. Eine andere Art der ‚Re-Inszenierung‘ – hier von mittelalterlichen Gnadenbildern, ist in der Arbeit Isabella Augarts (Rahmenbilder. Konfigurationen der Verehrung im frühneuzeitlichen Italien) nachgegangen und von Steffen Zierholz rezensiert worden. Der Frage nach Kunstöffentlichkeit und vormodernen Kunstmarktstrukturen im niederländischen Raum widmet sich die künstlersozialhistorische Studie Sophie Raux’ Lotteries, Art Markets and Visual Culture, rezensiert von Sabrina Lind. Die Besprechung der zweibändigen Studie zu Christian Schad, die der ehemalige Direktor der Aschaffenburger Museen, Thomas Richter, auch aus Anlass des dort demnächst eröffnenden fertiggestellten Museums zu diesem bedeutenden Künstler der Neuen Sachlichkeit verfasste, stammt von Bernhard Rusch. Mit den Hybridwesen im Werk des Schweizer Malers Arnold Böcklin – und damit auch mit der modernen Antikenrezeption –, die Kerstin Borchhardt vorlegte, befasst sich schließlich die Rezension von Julia Henke. Wir wünschen Ihnen trotz der noch immer an vielen Orten angespannten Situation angenehme und schöne Sommerwochen und ausgehend von unserem ‚hybriden Programm‘ hoffentlich einige für Sie interessante Bücher!

Christoph Wagner, Birgit Ulrike Münch (Hrsg.)

Reihe: (ZJB-JOUR)
Sprache: Deutsch
Auflage: 1 2020
Medium: Heft
Einbandart: Broschur klebegebunden
Format: 17 x 24 cm
Gewicht: 264 g
Erscheinungsdatum: 14. September 2020
ISBN: 50013
Verlag: Schnell & Steiner
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