Unter den Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung galt Zerzog als ausgesprochen bayerisches Original. Durch seine „altdeutsch-knorrige Art“ und bayerische Kraftausdrücke erregte er nicht nur unter den Abgeordneten Aufsehen. Seinem markanten Aussehen mit Vollbart und Pelzmütze entsprach sein eigenwillig-skuriler Schreibstil, der sich bis in die Kantigkeit seiner Handschrift fortsetzte. Mit ihrem bayerisch-deftigen Humor erinnern die Zerzog-Briefe dabei streckenweise an die späteren „Filserbriefe“ Ludwig Thomas. In rund 130 Briefen schildert Zerzog von Mai 1848 bis Mai 1849 als unmittelbarer Zeitzeuge die politischen Vorgänge in der Frankfurter Nationalversammlung. Seine Adressaten sind seine Frau Julie von Zerzog, der Regensburger Liberale Dr. med. Carl Herrich und der bayerische Minister Gustav von Lerchenfeld. Die Erhaltung dieser Briefe darf als Glücksfall gelten: In ihrer Art und Dichte sind diese Schriftzeugnisse der Revolutionszeit einzigartig für Bayern und bieten einen auch unterhaltsamen Einblick in das vielschichtige Phänomen der Revolution von 1848/49. Ihre Bedeutung als Quellen geht dabei über den lokalen Rahmen Regensburgs und die Region Bayern weit hinaus. Durch seine Verwandtschaftsbeziehung gehörte Zerzog zur vermögendsten und einflussreichsten Bürgerschicht Regensburgs und erwies sich als typischer Vertreter der Abgeordnetenmehrheit in der Paulskirche, die das deutsche Bildungs- und Besitzbürgertum repräsentierte: Leidenschaftlich erstrebte er einen deutschen Nationalstaat, war jedoch kein Demokrat oder Republikaner. Als Mitglied der liberal-konservativen Fraktion „Augsburger Hof“ wetterte er teilweise heftigst gegen „die Linke“. Wie mancher Vertreter des Bildungs- und Besitzbürgertums trat auch Zerzog für großzügigere Freiheitsrechte ein – allerdings nur für seinen Stand.
Ein Bayer in der Paulskirche
Die Briefe des Regensburger Abgeordneten Adolf von Zerzog aus der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49
Aktuell zum 150. Gedenktag der Revolution von 1848/49 liegt mit diesem Buch ein außergewöhnlicher Beitrag zur Revolutionsgeschichte aus dem süddeutschen Raum vor: Der Briefwechsel des Regensburger Abgeordneten Adolf von Zerzog (1799-1889).
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