Zwei anmutige Figuren: Synagoge und Ecclesia. Die elegante Synagoge trägt die Augen verbunden, die schöne Ecclesia blickt dem Betrachter offen ins Gesicht. Die christlichen Steinmetze, die solche Bildwerke schufen, wollten damit zum Ausdruck bringen, dass die Juden – auch wenn sie Lieblinge Gottes sind – vorläufig noch die Augen verschließen vor dem wahren Messias. Von diesem Nebeneinander von Synagoge und Ecclesia, von Juden und Christen, berichtet der Historiker und Hebraist Siegfried Wittmer. Am Beispiel des mittelalterlichen Regensburg schildert er, wie die Juden bis weit ins 15. Jahrhundert hinein nicht nur von Päpsten und Kaisern, sondern auch von den maßgebenden Bürgern Regensburgs protegiert wurden. Die durch Waren- und Geldhandel zu Reichtum gelangten Söhne Israels revanchierten sich dafür mit erheblichen Steuerleistungen. Erst die maßlosen finanziellen Forderungen einzelner Herrscher des Spätmittelalters, der fatale Verzicht der Handelsstadt Regensburg auf eine eigene Warenproduktion und der übertriebene Heiligenkult vieler Christen beschworen die Katastrophe von 1519 herauf – die Vertreibung der Juden und die Zerstörung ihres Wohnviertels. Der Autor dieser grundlegenden Darstellung jüdischen Lebens in Regensburg versteht sich darauf, auch den Alttag zu schildern. Vor dem Hintergrund eines nicht immer ganz spannungsfreien, aber letztlich doch höchst fruchtbaren Zusammenlebens erzählt der Verfasser von Liebe und Ehe, Handelskarawanen und Bankgeschäften, von Mystik und Gottesdienst, von allen möglichen und unmöglichen Wundern, aber auch von Grausamkeiten, Mord und Folter – die längst erwartete, gut lesbare Zusammenfassung der jüdischen Religions-, Alltags- und Sozialgeschichte im mittelalterlichen Regensburg.
Jüdisches Leben in Regensburg
Vom frühen Mittelalter bis 1519
Sie waren reich und sie waren gebildet. Sie verfügten über weitreichende Beziehungen und sie ehrten die Feiertage nach dem Zeugnis des Regensburger Barfüßers Berthold nicht selten mehr als manche christliche Familie. Der Historiker und Hebraist Siegfried Wittmer, der bereits ein Buch über die jüdische Gemeinde Regensburgs vom Jahr 1519 bis heute verfasst hat, legt jetzt die längst erwartete, gut lesbare Zusammenfassung der jüdischen Religions-, Alltags- und Sozialgeschichte im mittelalterlichen Regensburg vor.
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