Giovanni Domenico Barbieri ist kein Baumeister, der als einer der Großen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Er gehört indes zu jenen Graubündener Baumeistern und Stuckateuren, die für die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts zu einem Begriff geworden sind. Die meisten von ihnen – so auch bekannte Meister wie Enrico Zuccalli und Gabriel de Gabrieli – stammten aus dem kleinen, abseits gelegenen Misoxtal, das die Verbindung vom San Bernadino-Pass zum Tessin herstellt, sprachlich und kulturell zu Italien tendiert, politisch und kirchlich aber zum Kanton Graubünden gehört. Die im Staatsarchiv in Chur aufbewahrten „Brevi Nottate di mia vita andante“, die Lebensbeschreibung von Giovanni Domenico Barbieri (1704-1764), sind von Silvio Marganant ediert sowie übersetzt und mit einer Einführung von Massimo Lardi versehen worden. Der Autor beschreibt seine Jugend in einem abgelegenen Tal, das nur wenigen Familien eine Existenz bot. Wie viele seiner Landsleute musste er sich fern der Heimat verdingen und kam als Maurerlehrling nach Eichstätt, wo sein Vorbild Gabriel de Gabrieli als Architekt des Fürstbischofs wirkte. Er konnte sich bald den fremden Verhältnissen anpassen, bildete sich fort und bekam verantwortungsvolle Aufgaben als Baumeister übertragen in einer Zeit, als im baulichen Gewerbe Hochkonjunktur herrschte. Man erfährt vieles über das harte Leben am Bau und die Abläufe der Maßnahmen, über die wirtschaftlichen Verhältnisse, das Entstehen bekannter Baudenkmäler im mittelbayerischen Raum, über die Gesinnung Barbieris und sein Verhältnis zu den Kollegen aus der Heimat.
- Die Aufzeichnungen geben einen authentischen Einblick in den Alltag eines Baumeisters jener Zeit und sind eine wichtige neue Quelle, die die Kunstgeschichte Graubündens und Bayerns bereichert.