In der 1903 eingeweihten Kapelle in Wittdün auf der Nordseeinsel Amrum befindet sich ein 1929 fertiggestelltes Altarretabel mit drei Gemälden von Nicolaus Heinrich Soltau (1877–1956). Die Mitteltafel hält einen Blick auf die Südspitze Amrums und den mittig plazierten Leuchtturm fest. Links ist unter einem Lichtkreuz am Himmel ein gesunkener Dampfer festgehalten, dessen Besatzung auf Rettung wartet, während rechts ein Rettungsboot der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) herbeieilt. Alle drei Gemälde werden begleitet von Unterschriften, die biblischen Ursprungs sind und im intermedialen Zusammenspiel mit dem bildlich Dargestellten Fragen aufwerfen und zur Deutung herausfordern. Der vorliegende Kunstführer legt erstmals eine detaillierte Interpretation des Bild- und Inschriftenprogramm des Wittdüner Retabels vor, welches auf beeindruckende Weise basale christliche Botschaften thematisiert und mit Bezug auf eine existenzielle Notsituation aktualisiert. Gezeigt wird ferner, in welcher Weise die Machart des Wittdüner Kunstwerkes eine frühneuzeitliche Kunstform reaktiviert: die Sinnbildkunst.
Das Altarretabel in der Kapelle Wittdün auf der Nordseeinsel Amrum
Zu einem Zeugnis geistlicher Emblematik im 20. Jahrhundert
Johann Anselm Steiger erläutert das Altarretabel in der Kapelle in Wittdün auf Amrum, das 1929 gestiftet wurde und damit eines der wenigen Beispiel für Emblematik im 20. Jahrhundert ist. Es thematisiert die Symbolik der Schifffahrt als Lebens, und das über dem zentralen Retabel angebrachte und auf den beiden Seitenteilen dargestellte Kreuz das Bildprogramm zusammenhält. Bemerkenswert ist – und das ist nur ein Aspekt der komplexen Deutung – dass die Arbeit der Seenotrettung als Akt der Christusnachfolge interpretiert wird.
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