Die Landschaften Italiens haben das deutsche Bürgertum in den Jahrzehnten um 1800 mitunter intensiver beschäftigt als die der eigenen Heimat. Als ideelle Exklaven einer in ihrem Territorium noch offenen Kulturnation wurden sie Teil deutscher Identität und zum zentralen Thema von Malerei, Literatur und Publizistik. Konkrete Reiseerlebnisse stehen dabei neben den nicht weniger einflussreichen Vorstellungen derer, die Italien nie gesehen hatten. Das so entstandene gewaltige Archiv an Texten und Bildern ist auch eine Geschichte kollektiver Wahrnehmungen und Projektionen, deren Brüche und Veränderung von der Aufklärung bis zur Reichgründung 1870 hier erstmals systematisch untersucht werden. Ob als archaisches Paradies wandernder Künstler, als Fluchtort vor der Moderne oder als Griechenland-Ersatz – „Italien“ ist immer Konstruktion, ausgehend von kulturellen, künstlerischen oder literarischen Paradigmen und Vorstellungen. Mit der Wahrnehmung Italiens wird ein zentrales Thema der deutschen Kunst und Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts erstmals über einen langen Zeitraum hinweg systematisch untersucht.
- Themen, Fragestellungen und Materialien der Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und Kulturgeschichte werden in umfassender Perspektive zusammengeführt.