Die Geschichte des „Deutschen Kapitols“ beginnt 1817 mit dem Entschluss des preußischen Botschaftssekretärs Bunsen, im verwahrlosten Palazzo Caffarelli auf dem Kapitol eine Wohnung zu mieten – zunächst der schönen Aussicht wegen. Die historische Bedeutung des Ortes blieb indes nicht ohne Wirkung: Hier, auf dem „heiligen Hügel“ des antiken Rom, stand der Tempel des Jupiter Stator, hier endeten die Triumphzüge siegreicher Feldherren – aber auch glanzvolle Karrieren. Denn vom Staatsheiligtum zum Tarpejischen Felsen, wo echte oder vermeintliche Verräter in den Tod gestürzt wurden, waren es bekanntlich nur ein paar Schritte. Das alte Sprichwort behielt seine Gültigkeit auch für Preußen und das Reich. Der Aufstieg zur Großmacht spiegelt sich auf dem Kapitol ebenso wie der aus nationaler Hybris geborene Sturz. Dass man mit dem Palazzo Caffarelli nicht nur die Fundamente des Jupitertempels, sondern auch den Tarpejischen Felsen erworben hatte, ist symbolischer Ausdruck der absehbaren historischen Entwicklung, hatte doch auch das „erwachende“ Italien im Kapitolshügel sein nationales Symbol gefunden. Der von Kaiser Wilhelm II. dort eingerichtete Thronsaal, das von Bunsen gegründete Deutsche Archäologische Institut, das protestantische Hospiz und die protestantische Kapelle wurden vor diesem Hintergrund als ein Sakrileg empfunden.
- Das Buch fasst Einzeluntersuchungen der Fachliteratur zusammen und entwirft ein kulturgeschichtliches Gesamtbild.