Bereits Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. richteten zugewanderte Glasmacher in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium Glashütten ein. Mit großem technischen Know-how und überragender Phantasie produzierten sie Gebrauchs- und Luxusware: Fensterglas, Näpfe und Teller, Schminkkugeln, Muschel- und Traubenflaschen, einen die Panflöte spielenden Affen. Die mit farbigen Glasfäden dekorierten Schlangenfadengefäße sind ebenso ein „Kölner Produkt“ wie die Nuppengläser. Sorgfalt und Geduld war für Emailmalerei auf Glas erforderlich – der Kölner Achillespokal zeugt von vollendeter Kunstfertigkeit. Ein anderes Atelier schuf luxuriöse Schalen mit Schliffdekor – Jagdszenen, mythologische und christliche Darstellungen – wohl auf Bestellung ihrer vermögenden Kundschaft. Das weltweit einzige dreifarbige Netzdiatret, ebenfalls ein Kölner Bodenfund, erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens und fordert in purpurroten Lettern auf: „Trinke und lebe schön immerdar“! Im Frühmittelalter lag die Stadt keineswegs brach. Glas war auch am Übergang von der Antike zum Mittelalter gefragter Luxus, produziert nach römischen Rezepturen inmitten der Kölner Altstadt. Das Formspektrum passte sich dem Geschmack der neuen Bewohner der Stadt an, den Franken.
- Begleitband zur Ausstellung im Römisch Germanischen Museum Köln vom 3. Juni bis 13. November 2016
- Glaskunst und -herstellung von der Antike bis ins Mittelalter präsentiert in anschaulichen Texten und großartigen Fotografien