In der Forschung hatte man lange Zeit genaue Vorstellungen von »Klosterreformen«: Klöster des hohen Mittelalters wurden entsprechend ihrer Observanz in »Reformbewegungen« eingeteilt. Dieser verfassungsgeschichtliche Ansatz vernachlässigt allerdings die vielfältigen Veränderungsprozesse in den einzelnen Klöstern. Die »Reform« – oder in den Worten der Zeitgenossen, die correctio eines Klosters – ist ein äußerst komplexes Phänomen, das sich ausschließlich im jeweiligen lokalen Kontext adäquat beleuchten lässt. Die vorliegende Studie beschränkt sich daher auf die in der Grafschaft Flandern gelegenen Abteien von St-Bertin, Marchiennes, St-Martin in Tournai und Anchin in der ersten Hälfte des 12. Jh. Sie setzt an die Stelle des bisherigen »Filiationsmodells« ein Gegenmodell, das basierend auf einem reichen Quellenfundus die vielfältigen Beziehungen eines Klosters mit seinem sozialen Umfeld in den Mittelpunkt rückt.
- Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse zur Regionalgeschichte Flanderns und zur Geschichte der behandelten Klöster.
- Ihre Ergebnisse sind zugleich wegweisend für die Art und Weise, wie die Geschichte des mittelalterlichen Mönchtums prinzipiell zu analysieren ist.